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Regie: Denys de la Patelliére

Drehbuch: Pascal Jardin

Musik: Georges Garvarentz

Kamera: Jean Tournier & André Domage

Szenenbild: Paul Louis Boutié

Szenenbild: Paul-Louis Boutié

Ton: Jean Rieul

Erstaufführung: 24.11.1967

Ein französischer Farbfilm in Cinemascope

Nach dem Roman

„Die Reise des Vaters“

von Bernard Clavel

In den Hauptrollen:

Fernandel, Lilli Palmer, Laurent Terzieff, Michel Auclair, Madeleine Robinson

Die deutschen Sprecher:

Norbert Christian, Inge Keller, Winfried Wagner, Hans Knötzsch, Ursula Braun

Deutsche Bearbeitung: VEB DEFA-Studio für Synchronisation

Dialog der deutschen Fassung: Annette Ihnen

Regie: Margot Seltmann

Schnitt: Hildegard Raue

Ton: Heinrich Graeve, Fritz Klenke

Verleih: VEB Progress Film-Vertrieb

Die Reise des Vaters

Ein Mädchen ist in Lyon zur Prostituierten geworden. Marie-Louise Quantin, Kind ehrlicher, anständiger Leute, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen auf dem Lande, ist in der Großstadt der Gewissenlosigkeit der Besitzenden zum Opfer gefallen, die alle und alles als käuflich betrachten. Vielleicht hat es mit Verliebtheit begonnen, die irgendein Mann ausgenutzt hat, vielleicht war es auch die rasch gemachte Erfahrung, dass man durch den Verkauf seines Körpers schneller und leichter in den Besitz all der angepriesenen Herrlichkeiten gelangen kann als durch die Arbeit in einem Frisörsalon. So traurig der Fall der Marie Louise Quantin ist, die größere Tragik liegt in der Tatsache, dass die einfachen, anständigen, ehrlichen Menschen aus der heimatlichen Umgebung diesen Fall nicht nur nicht verhindert, sondern unbewusst vorbereitet begünstigt haben. Mutter Quantin, die in ihrer Naivität die bunten Traumfotos und geschichten in den Illustrierten für bare Münze nimmt, hat aus lauter Mutterliebe ihre sehr erhebliche Energie darauf verwendet, ihre Tochter zum „großen Leben“ in der großen Stadt zu erziehen, damit sie es dort mit Fleiß und Energie „zu etwas bringt“.Auch Vater Quantin hat es, trotz Vorbehalte, geschehen lassen, um des häuslichen Friedens willen, und weil in diesem südfranzösischen Dorf tatsächlich wenig Aussicht besteht, dass Marie Louise dort je eines gutbürgerlichen Luxus teilhaftig werden kann, wie es Mutter Isabelle für ihre Kinder erträumt.

Und auch Frédérique, der Lehrer, hat es geschehen lassen. Er stammt selbst aus der Großstadt, kennt die bedrückenden Lebensbedingungen der Besitzlosen, weiß, dass es ihnen trotz Fleiß und Energie nicht gelingt, „Luxus“ zu erwerben. Frédérique hat erkannt, dass die bestehenden Verhältnisse grundsätzlich geändert werden müssen, ist aber selbst zu schwach, den Kampf für eine menschenwürdigere Ordnung aufzunehmen. Statt in der Großstadt Verbündte zu suchen, floh er in das Bergdorf, in das Lehrerhaus, in dem Platz ist, viel Platz, den er mit niemanden teilen muß und doch so gern mit Marie Louise geteilt hätte.

Der Film erhebt Anklage gegen die Unmenschlichkeit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, indem er ihre Opfer mit drastischem Realismus zeigt.

Es ist für uns nicht leicht, die schamlose Selbstverständlichkeit, mit der diese moralische Unterwelt existiert und mit der ihre Existenz von einem nicht geringen Teil der Öffentlichkeit ausgenutzt oder als „naturgegeben“ hingenommen wird, zu begreifen.

Tatsachen beweisen jedoch, dass es in der Realität noch gemeiner und schmutziger zugeht. Auf der Suche nach seiner Tochter gerät Vater Quantin in eines der „ersten Häuser am Platz“, und „Madame“ lebt nicht schlecht von dem, was ihre „Angestellten“ erarbeiten. Kennzeichnend für die Entwertung der Menschenwürde in dieser Gesellschaft ist es, dass Madame sogar eine Rechtfertigung für ihr schmutziges Gewerbe parat hat. Dem empörten Vater spielt sie eine rührselige Szene vor lediglich um ihn ohne Komplikationen für ihr gut florierendes Geschäft loszuwerden.

Verlogene Sentimentalität ein bewährtes Mittel kapitalistischer Propaganda. Wer fällt heute noch darauf herein? Die Quantins zum Beispiel; und deren gibt es viele in der westlichen Welt. So verurteilt der Film auch die Haltung egoistischer Kleinbürger, die die menschenunwürdigen Verhältnisse hinnehmen und erst dann fassungslos erwachen, wenn sie ihre Auswirkungen in ihrer unmittelbaren Umgebung verspüren.

Als der Lehrer Frédérique zu dem verzweifelten Vater von den napalmverbrannten Altersgenossinnen der Tochter spricht, entgegnet Quatin, es sei zwar egoistisch, aber es könne ihn nicht trösten, dass andere auch unglücklich seinen. Wann endlich werden die „Quatins“ verstehen, dass ihre benachteiligten, erniedrigten Kinder und die Ermordeten in Vietnam Opfer desselben verbrecherischen Systems sind, das sie unterstützen, indem sie es gewähren lassen?

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