Der Film erhebt Anklage gegen die Unmenschlichkeit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, indem er ihre Opfer mit drastischem Realismus zeigt.
Es ist für uns nicht leicht, die schamlose Selbstverständlichkeit, mit der diese moralische Unterwelt existiert und mit der ihre Existenz von einem nicht geringen Teil der Öffentlichkeit ausgenutzt oder als „naturgegeben“ hingenommen wird, zu begreifen.
Tatsachen beweisen jedoch, dass es in der Realität noch gemeiner und schmutziger zugeht. Auf der Suche nach seiner Tochter gerät Vater Quantin in eines der „ersten Häuser am Platz“, und „Madame“ lebt nicht schlecht von dem, was ihre „Angestellten“ erarbeiten. Kennzeichnend für die Entwertung der Menschenwürde in dieser Gesellschaft ist es, dass Madame sogar eine Rechtfertigung für ihr schmutziges Gewerbe parat hat. Dem empörten Vater spielt sie eine rührselige Szene vor lediglich um ihn ohne Komplikationen für ihr gut florierendes Geschäft loszuwerden.
Verlogene Sentimentalität ein bewährtes Mittel kapitalistischer Propaganda. Wer fällt heute noch darauf herein? Die Quantins zum Beispiel; und deren gibt es viele in der westlichen Welt. So verurteilt der Film auch die Haltung egoistischer Kleinbürger, die die menschenunwürdigen Verhältnisse hinnehmen und erst dann fassungslos erwachen, wenn sie ihre Auswirkungen in ihrer unmittelbaren Umgebung verspüren.
Als der Lehrer Frédérique zu dem verzweifelten Vater von den napalmverbrannten Altersgenossinnen der Tochter spricht, entgegnet Quatin, es sei zwar egoistisch, aber es könne ihn nicht trösten, dass andere auch unglücklich seinen. Wann endlich werden die „Quatins“ verstehen, dass ihre benachteiligten, erniedrigten Kinder und die Ermordeten in Vietnam Opfer desselben verbrecherischen Systems sind, das sie unterstützen, indem sie es gewähren lassen?
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